Rituale,

Kleine Feste des Alltags.

Wenn wir an das Wort Rituale denken, denken wir in der Regel an Zeremonien, die besondere Abschnitte in unserem Leben kennzeichnen, wie Hochzeit, Geburt und Tod.  Oder wir denken an Rituale im Jahreszyklus, wie Ostern und Weihnachten oder Geburtstags- oder Familienfeste. Oder wir denken an Übergangsriten von Naturvölkern. Wir denken an Initiationsrituale für Jugendliche, wir denken an Heilungsrituale bei Krankheit.

Worum es mir heute geht, ist viel unauffälliger, viel unscheinbarer.

Doch unsere täglichen Rituale kommen viel kleiner daher. Es sind kleine Handlungen, die wir regelmäßig wiederholen. Wie z.B. den kleinen Kaffee am Morgen oder den Spaziergang mit dem Hund. Eventuell das wöchentliche Treffen mit Freunden. Oder sonntags Essen mit der ganzen Familie, das gemeinsame Üben, alleine oder in einer Gruppe, oder  ein Plausch mit der Frau vom Gemüseladen.

Zurzeit finden viele dieser für uns wichtigen Rituale nicht statt. Und ich bemerke, dass mich das traurig macht und ich bewusst dafür sorgen muss neue nährende Rituale zu finden, die mir gut tun. Ich eine neue Tradition entwickeln muss, die mir Struktur und Halt gibt.

Zunächst einmal, was ist ein Ritual? Ein Ritual ist ein oft wiederholter, sich stetig wiederkehrender Ablauf einer Handlung.  Im Duden steht: „wiederholtes, immer gleichbleibendes, regelmäßiges Vorgehen nach einer festgelegten Ordnung; Zeremoniell.“ Es gibt natürlich Rituale, die religiös motiviert sind und über uns selbst hinausweisen. Rituale, die uns eventuell mit einer religiösen Gemeinschaft oder einer Gemeinschaft von Gleichdenkenden verbinden. Es gibt Rituale, die ich nicht selbst entwickelt, sondern von Anderen übernommen habe und die Teilnahme daran für mich Bindung bedeutet.

Aber es gibt auch die vielen kleinen alltäglichen Rituale. Kleine Handlungen, die ich teilweise täglich wiederhole, entweder alleine oder auch zusammen mit Anderen.

Ich glaube, dass diese Rituale wichtig sind für unser Leben. Sie geben uns Struktur und auch eine Form von Sicherheit in dem beständig Gleichen.

Besonders im Moment finde ich es wichtig, sich dieser kleinen wohltuenden Rituale besonders bewusst zu werden. Mich ganz bewusst mit ans Fenster zu setzen und den Tag betrachten. Ganz bewusst mich auf die Matte zu begeben um meine Yogapraxis zu verfolgen. Ganz bewusst das Gespräch mit einer lieben Freundin, einem Freund,  zu suchen, um im Kontakt zu bleiben. Diese kleinen Rituale sind Auszeit und Verbundenheit gleichzeitig. Sie tun der Seele gut.

Ein Ritual, dass ich für mich selber durchführe, gibt mir ein Gefühl von Selbstwirksamkeit. Ich bin in der Lage, egal wie die äußeren Umstände aussehen, etwas Gutes für mich selbst zu tun, mich um mich zu kümmern.

Wovon ich spreche, das sind kleine Alltagsrituale und nicht nur die großen Rituale, die an besonderen Feiertagen stattfinden. Ich meine das kleine tägliche Ritual, das mich durch mein Leben führt. Eine kleine besondere Zeit, in der ich mich mir selbst zuwende.

Wenn alles in unserem Leben „normal“ läuft, ist der Alltag oft gegliedert von funktionalen Ritualen. Aufstehen, duschen, frühstücken, Zähneputzen die Kinder versorgen und zur Arbeit gehen. Abends dann nach Hause kommen, den Haushalt versorgen, den Tag zu einem Abschluss bringen.

Wovon ich hier sprechen möchte, sind kleine Rituale, die nur für mich sind, die nur für mich Bedeutung haben. Die nichts damit zu tun haben, was jemand Anderes von mir fordert.

Momente des Innehaltens und sich auf sich besinnen. Das kann tatsächlich die Tasse Kaffee sein, ein kleiner Spaziergang, die Katze streicheln oder das abendliche Revue passieren lassen des Tages. Zeiten, in denen ich mir erlaube ganz bei mir, in meiner eigenen Welt zu sein.

Die Zauberzutat ist Bewusstheit, ein besonderes Gewahrsein für mich im Hier und Jetzt. Erlaube Dir mit allen Sinnen zu spüren.

Also nimm Dir Zeit für Dich – immer wieder – regelmäßig.

Und egal, wie oft es Dir gelingt, freue Dich über jedes einzelne Mal.